September/Oktober 2019
In dem Gottesdienst am 14. August ging es thematisch um das Goldene Kalb. Da offensichtlich einige Fragen unbeantwortet blieben und um etwas Hintergrund zu vermitteln, möchte ich dieses Thema noch einmal in dieser Bibelecke aufgreifen.
Stierbilder und –bildnisse waren zu jener Zeit nicht unüblich. Auch in der Umgebung von Israel findet man einige Beispiele. So sind die Stierkulte vom mesopotamischen Wettergott Hadad zu nennen oder die Verehrung des Stiers Apis in Ägypten (wo das Volk Gottes ja gerade herkam), der den Gott Osiris darstellte. Dies mag die Idee bei den Israeliten hervorgerufen haben, gerade ein Kalb zu erstellen. Man kann sich außerdem vorstellen, dass in einer Kultur, wo vorwiegend Schafe, Ziegen etc. präsent waren, ein starker, kämpferischer Jungstier, der von jugendlicher Kraft und Vitalität erfüllt ist, eine besondere Ausstrahlung hatte. Der Bibelschreiber hat bei dem Wort „Kalb“ im Gegensatz zu „Jungstier“ scheinbar auch bei der Wortwahl diesem Götzendienst eine ins Lächerliche zielende Note geben wollen.
Doch zurück zur Begebenheit. Mose war auf unbestimmte Zeit auf dem Berg Sinai verschwunden. Eine Gruppe von etwa 3000 Israeliten – also nur ein kleiner Teil des Volkes – wurde ungeduldig, fühlte sich führerlos und bedrängte Aaron, einen Gott zu machen, der sie jetzt führen sollte. Aus den oben genannten Gründen entschied man sich für eine Stierfigur als göttliche Führung und weihte sie mit den Worten ein: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!“ (2. Mo. 32,6). Die 3000 Mann wurden als Strafe für diese Sünde getötet. Aaron wurde offensichtlich von Gott vergeben. Man erinnere sich nur daran, dass er später sogar Hohepriester wurde!
Die gleiche Sünde wurde übrigens nach der Reichsteilung von König Jerobeam wiederholt, der Angst hatte, dass seine Untertanen nach Jerusalem hinaufgehen würden, um Jahwe, den Gott der Israeliten, im Tempel anzubeten. Er wollte sie lieber bei sich behalten und nicht zulassen, dass sie zur Anbetung in den Tempel nach Jerusalem pilgerten. Er richtete deshalb zwei Kälber/Jungstiere auf – eines in Bethel und eines in Dan – und lies genau das Gleiche wie Aaron damals ausrufen: „Siehe da, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben." (1. Kön 12,28).
Dan und Ephraim aus den Stämmen Israels (die beiden Stämme, in denen die goldenen Kälber aufgestellt wurden) wurden bei der Aufzählung der Stämme Israels später nicht mehr aufgeführt (erst wieder im Tausendjährigen Friedensreich). Dan und Ephraim wurden durch Joseph und Levi ersetzt.
Man kann bei den Vorfällen von Aaron und bei Jerobeam erkennen, dass Gott diesen Götzendienst verurteilt und straft.
© Bezirk Detmold