Januar 2020
Uns allen ist die bildhafte Begebenheit von Jona und dem Fisch geläufig. Der Prophet hat von Gott den Auftrag erhalten, nach Ninive zu reisen und den Menschen dort zu predigen: „Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen.“ (Jona 1,2). Jona war damit nicht einverstanden und floh mit einem Schiff nach Tarsis. Tarsis war eine Stadt am westlichen Ende Europas, noch jenseits der Straße von Gibraltar. Da Amerika zu der Zeit noch nicht entdeckt war, war Tarsis praktisch das Ende der Welt. Jona sollte nach Osten in die Stadt Ninive, floh aber in entgegengesetzter Richtung ans Ende der Welt. Warum?
Nicht ohne Grund hatte Jona sicher eine starke Antipartie gegenüber Ninive. Wir befinden uns historisch etwa im Jahr 770 v. Chr. und Ninive war zu der Zeit die Hauptstadt des antiken Königreichs von Assyrien. Es sollte uns nicht überraschen, dass Krieg, Blutvergießen und Grausamkeit der beliebte Zeitvertreib der Herrscher Ninives waren, denn der Gründer dieser Stadt war der grausame, unbarmherzige Nimrod. Wir erinnern uns außerdem, dass es wenig später – 722 v. Chr. – zur Invasion der Assyrer in Israel und erste Deportation von Juden kam.
Gott wollte die Stadt vernichten, es sei denn, die Einwohner tun Buße und Jona sollte dies einleiten. Ich kann mir vorstellen, dass Jona mit zwei Herzen in der Brust predigte: auf der einen Seite wollte er Gott gehorchen und seinen Auftrag ausführen, auf der anderen Seite wünschte er sich sicher den Untergang dieses brutalen Volkes und den Feinden Israels. Zu Jonas Verwunderung glaubten die Leute an Gott. Angeführt von ihrem König demütigten sie sich, sie fasteten und hörten mit ihren bösen Taten auf (Jona 3; 4). Gott sah ihre Werke und wandte sich von dem Übel ab, welches er angedroht hatte. Etwa 120 000 Mann wurden somit vor dem Untergang errettet.
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