November/Dezember 2019
Heute möchte ich in der kleinen Bibelecke mal etwas pragmatischer werden und einen Begriff erläutern, den wir im Alltag heute ab und zu als Redensart verwenden. Der eine oder andere kennt den Ursprung sicher, für viele ist es hoffentlich ein kleiner neuer Baustein im Allgemeinwissen.
Wenn man ein großes Durcheinander sieht – z.B. ein unaufgeräumtes Kinderzimmer – sagt man: Was für ein Tohuwabohu! Der seltsame Begriff darin stammt ursprünglich aus dem zweiten Vers der Bibel: „Und die Erde war tohu vavohu“. Das Hebräische „v’ha’arez hajtah tohu vavohu“ wird nämlich mit der bekannten Einleitung der Schöpfungsgeschichte übersetzt: „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe.“ (1. Mose, 1,2). Aber das hebräische Original klingt so lautmalerisch schön, dass es bis heute als biblischer Begriff über so manchem Kinderzimmer steht. Der sogenannte erste Schöpfungs-Bericht erzählt, wie Gott aus dem Chaos eine geordnete Welt erschafft.
Wenn man die beiden Begriffe „wüst und leer“ noch etwas tiefer betrachtet, deuten sie allerdings eher darauf hin, dass alles noch ungeformt und leer war, also auf einen Zustand der Welt ohne Ordnung und Form. Deshalb übersetzt auch die Septuaginta (die älteste Übersetzung des Alten Testaments) schon um 200 v.Chr. tohu vavohu mit „unsichtbar und ungeordnet“.
Es war der Ausgangszustand dessen, was einmal die Erde werden sollte. Zunächst war alles unsichtbar, denn es war völlig finster. Es war wie eine unheimliche Meerestiefe, wie Meereswogen, über die ein Gottessturm fuhr, oder (wie man auch übersetzen kann) der Gottesgeist schwebte: „Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ (1. Mose, 1,2).
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